Innere Ruhe finden: So findest du Gelassenheit im Stress des Alltags

Wir leben in einer Welt, die geprägt ist von ständiger Erreichbarkeit, sich überschlagender Nachrichten und dem Drang, nichts verpassen zu wollen. Alle zwei Minuten schickt das Smartphone eine neue Push-Benachrichtigung und versucht, unsere Aufmerksamkeit zu erhaschen. Die Folgen: Stress, Unruhe, Schlafstörungen und körperliche Beschwerden. Wie also können wir in einer solchen Welt bei uns bleiben und innere Ruhe im Sturm des Alltags finden?

In diesem Beitrag teile ich mit dir, was es mit innerer Ruhe auf sich hat und wie du sie auch im Trubel behalten kannst. Wir sprechen über die Vorteile innerer Ruhe und welche Techniken tatsächlich helfen, die Gelassenheit willkommen zu heißen. Außerdem erwarten dich 10 Reflexionsfragen, um dich in stressigen Phasen zurück zu dir selbst zu bringen und eine 40-minütige Yin Yoga Einheit für innere Ruhe. Also: Los geht’s und viel Spaß beim Lesen!

 

Was bedeutet innere Ruhe?

Fragt man Wikipedia, so wird innere Ruhe mit Gelassenheit, Gleichmut oder Gemütsruhe gleichgesetzt. Im Gegensatz dazu stehen Stress, Unruhe und Nervosität. Menschen, die innerlich ruhig sind, haben die Fähigkeit, auch in stressigen Situationen bei sich und friedvoll zu bleiben. Aus diesem Zustand heraus lassen sich bewusste Entscheidungen treffen, du reagierst weniger impulsiv, hast eine positivere Einstellung zum Leben und tust gleichzeitig deiner Gesundheit etwas Gutes. Denn: Innere Unruhe bringt eine Vielzahl negativer Folgen mit sich – dazu später mehr.

 

Momente innerer Unruhe

Sicher kannst du dich an einige Momente erinnern, in denen du dich unruhig und wenig gelassen gefühlt hast. In solchen Momenten können wir eine körperliche Anpassung wahrnehmen, die Konzentration lässt nach und wir fühlen uns rastlos. Vor allem aber sind wir gereizt und schnell von 0 auf 100. Bist du hingegen in einem Zustand der inneren Ruhe, kannst du stressige Phasen besser meistern, was deine Lebensqualität steigert. Im Grunde haben gelassene Menschen eines gemeinsam: Sie nehmen Dinge an, die sie ohnehin nicht ändern können und das wiederum lässt sich entspannen. 

Denn sind wir mal ehrlich: Wir alle können uns über Vieles aufregen, das nicht in unserer Hand liegt, doch am Ende des Tages wissen wir, dass uns das rein gar nichts bringt.

 

Santosha – Zufriedenheit als Ergebnis von innerer Ruhe

Werfen wir an dieser Stelle einen Blick auf die yogische Philosophie. Im Yoga gibt es Werte und Richtlinien, an denen wir unser Leben ausrichten sollen – die sogenannten Yamas und Niyamas. Eines dieser Niyamas ist Santosha. Das Wort beschreibt einen Zustand der vollkommenen Zufriedenheit mit dem, was ist. Ein Zustand der Akzeptanz, des Glücks und der Dankbarkeit. Klingt ziemlich gut, oder?

Doch wie erreichen wir einen solchen Zustand? Wie finden wir innere Ruhe und Zufriedenheit, wenn im Außen der Sturm des Alltags tobt und das Gedankenkarussell am Abend einfach nicht stoppen will? Genau hierüber wurden in den letzten Jahren viele Studien durchgeführt, denn innere Unruhe ist etwas, das die meisten Menschen heute betrifft. Außerdem hat sie einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit, weshalb kontinuierlich erforscht wird, wie wir genau diesen Teufelskreis stoppen können. Ich stelle dir in diesem Artikel verschiedene Möglichkeiten vor, endlich gelassener zu werden. Doch bevor wir uns das anschauen, werfen wir einen Blick darauf, wie überhaupt innere Unruhe entsteht und welche drei Hauptfaktoren sie bedingen.

Definition innere Ruhe

Innere Ruhe ist ein Zustand des inneren Friedens, in dem wir uns emotional stabil fühlen und meist zufrieden und ausgeglichen sind. In stressigen Situationen bleiben wir gelassen und treffen bewusste Entscheidungen. Wir finden innere Ruhe durch verschiedene Methoden und Techniken, wie zum Beispiel Meditation, Yoga, Atemübungen oder Sport.

Wie entsteht innere Unruhe?

Innere Unruhe kann durch viele Faktoren ausgelöst werden. Hierzu zählen unter anderem Stress, ein Mangel an Schlaf, körperliche Beschwerden, Angstzustände oder Depressionen und allem voran: der übermäßige Konsum von Medien. Innere Unruhe kann auch auf medizinische Ursachen zurückgeführt werden. Daher ist es wichtig, dass du mit einem Arzt sprichst, wenn du dich schon seit Längerem innerlich unruhig und angespannt fühlst, bzw. “klassische” Entspannungstipps keinerlei Wirkung zeigen.

 

Das sympathische und parasympathische Nervensystem

Die Basis für innere Ruhe ist ein aktives, parasympathisches Nervensystem, das die Herzfrequenz und den Atem verlangsamt und den Körper in einen entspannten Zustand bringt. Ganz grob lässt sich unser Nervensystem in zwei Bereiche einteilen: Das sympathische und das parasympathische Nervensystem. Das sympathische Nervensystem ist für den Kampf-oder-Flucht-Modus zuständig. Es sorgt dafür, dass wir wach und energetisiert sind und unsere Körperfunktionen auf Höchstform laufen. Das parasympathische Nervensystem hingegen ist für Ruhe und Regeneration zuständig. Es führt uns in einen Zustand der Entspannung und der Ausgeglichenheit.

In der Welt, in der wir heute leben, ist unser sympathisches Nervensystem ständig aktiv. Es wird durch Nachrichten, Erreichbarkeit, Social Media und Co. immer wieder angeknipst, wodurch unser Körper nicht mehr zur Ruhe kommt. Zudem sind wir dauerhaft Reizen, Meinungen und Vergleichen ausgesetzt, hinterfragen uns selbst und bekommen immer wieder das Gefühl, nicht gut genug zu sein – wie soll sich da Gelassenheit einstellen? Es werden non-stop Stresshormone wie Cortisol ausgeschüttet, die Herzfrequenz geht hoch, der Atem wird flach. Das Ergebnis: Innere Unruhe. Stress.

 

Wir haben die Stille verlernt

Ein weiterer Punkt, der uns von der inneren Ruhe abhält: Wir haben verlernt, in Stille zu sein. Wann hast du zuletzt nichts – gar nichts – getan? Das fällt den meisten von uns ganz schön schwer. Denn in Momenten, in denen wir uns nicht ablenken und ganz still werden, kommen all die Gedanken hoch, die wir sonst so gut verdrängen können. All die Selbstzweifel, abwertenden Gedanken, Vergleiche und Ängste bahnen sich in Momenten der Stille ihren Weg durch unsere Mauer hindurch. Genau diese Gedanken sind es aber, die wir lernen dürfen, da sein zu lassen.

Gedanken verursachen Gefühle – und die sind es letztlich, die uns unbehaglich fühlen lassen. Wir wollen sie wegschieben und bloß nicht an uns heranlassen. Aber erst, wenn wir mit diesen Gefühlen sein können, nicht mehr in positive oder negative Gefühle unterscheiden und lernen, mit diesen Gefühlen zu sein – erst dann kann auch innere Ruhe einkehren. Wir dürfen also wieder lernen, mit uns selbst zu sein, Gedanken und Gefühle aufkommen zu lassen und mit ihnen zu sitzen. Denn Gefühle kommen und gehen wie Wellen. Wenn wir das verstehen und verinnerlichen, dann können wir gelassener werden.

 

3 Auslöser für innere Unruhe

Du hast nun einige Ideen bekommen, woher deine innere Unruhe kommen könnte. Fassen wir noch einmal die drei Hauptfaktoren innerer Unruhe zusammen:

  1. Stress: Stress im Außen führt dazu, dass dein Körper Cortisol ausschüttet. Der Körper geht in einen Kampf-oder-Flucht-Modus, in dem er nicht mehr zur Ruhe kommen kann. Das lässt sich auf unsere Vorfahren zurückführen, bei denen ein Angriff von Außen den Tod bedeuten konnte. Dein Körper kann aber nicht unterscheiden, ob du dich tatsächlich in einer Lebensgefahr befindest. Daher läuft er auf Hochtouren, um alle Körperfunktionen, die zu deinem Schutz beitragen, zu aktivieren.
  2. Negative Gedanken: Das typische Gedankenkreisen am Abend – wir alle kennen es. Grund dafür ist, dass dein Gehirn am Abend die Kapazität hat, sich über all das Gedanken zu machen, wofür am Tag kein Platz war. Du kommst in eine Spirale negativer Gedanken, beginnst dich zu vergleichen oder dich um alles Mögliche zu sorgen. Diese Gedanken wiederum führen zu Emotionen, die dich innerlich unruhig werden lassen.
  3. Ablenkungen: Der ständige Konsum von Social Media und Co. begünstigt Multitasking. Anstatt sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und anschließend zur nächsten überzugehen, greifen wir während einer Aufgabe zehn Mal zum Handy. Jedes Mal muss unser Gehirn umschalten und sich neu ausrichten, was auf Dauer extrem anstrengend wird. Die Konzentration leidet, wir fühlen uns gestresst, weil wir den To-Do’s hinterherjagen und schließlich kommt das altbekannte Gefühl der inneren Unruhe auf.

 

Die Vorteile von Gelassenheit

Du hast bereits einiges über innere Ruhe und das Entstehen von Unruhe gelernt. Doch warum ist es überhaupt erstrebenswert, sich gelassen und entspannt zu fühlen? Der bloße Gedanke an innere Ruhe reicht dir noch nicht aus, um endlich das Ruder in die Hand zu nehmen? Dann kommen hier fünf Vorteile von Gelassenheit für dich:

  1. Stressreduktion: Innere Ruhe kann dir dabei helfen, Stress abzubauen und dein Wohlbefinden nachhaltig zu verbessern.
  2. Verbesserung der körperlichen Gesundheit: Studien haben gezeigt, dass innere Ruhe positive Auswirkungen auf den Körper hat, wie zum Beispiel eine verbesserte Herzgesundheit und ein niedrigerer Blutdruck.
  3. Klarheit des Geistes: Innere Ruhe kann dazu beitragen, dass du klarer denken und bessere Entscheidungen treffen kannst.
  4. Steigerung der Konzentration: Durch innere Ruhe verbessert du deine Aufmerksamkeit und Konzentration.
  5. Verbesserung der emotionalen Stabilität: Eine gelassene Einstellung führt dazu, dass du dich emotional stabil fühlst und Herausforderungen des Alltags entspannter entgegenblicken kannst.

 

So findest du innere Ruhe

Kommen wir nun zu dem Teil, der dich vermutlich brennend interessiert! Wie schaffst du es, innere Ruhe einzuladen und endlich gelassener zu werden? Es gibt natürlich eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Ich habe dir meine sieben Favoriten mitgebracht, die mir dabei helfen, immer wieder innere Ruhe zu finden, wenn der Alltag mit all seinen Aufgaben Überhand nimmt. Lass uns loslegen:

  • Achtsamkeit: Achtsamkeit ist die Basis für mehr innere Ruhe. Indem du lernst, dich auf den aktuellen Moment zu fokussieren, schweift dein Geist nicht mehr von einem Gedanken zum nächsten. Stattdessen wirst du präsent mit dem, was ist und führst deinen Körper und Geist in die Ruhe.

Übung

Schließe deine Augen und beobachte für zwei Minuten deinen Atem. Nimm wahr, wie sich mit jeder Einatmung deine Bauchdecke hebt und mit jeder Ausatmung wieder senkt. Bleibe mit deiner Aufmerksamkeit bei dieser Wahrnehmung und hole deinen Geist immer wieder hierher zurück, wenn er zu wandern beginnt. 

  • Meditation: Meditation ist meiner Ansicht nach der “heilige Gral” bei innerer Unruhe. Ebenso wie bei der Achtsamkeitsübung lernst du, dich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und nicht in der Zukunft oder Vergangenheit zu hängen. Die Meditation geht im Gegensatz zur Achtsamkeit aber noch einen Schritt weiter, denn du kannst bestimmte Gefühls- und Energiezustände mithilfe der Meditation erzeugen. So kannst du beispielsweise mit Affirmationen arbeiten, um dich in einen positiven Zustand zu bringen. Du möchtest genau das ausprobieren? Dann schau doch mal in einer Meditationsstunde in meinem Online Yoga Studio AHIMSA vorbei!
  • Routinen: Routinen helfen dir dabei, deinen Geist zu entspannen. Der Grund: Wir müssen jeden Tag unendlich viele Entscheidungen treffen. Das beginnt bereits am Morgen, wenn du vor deinem Kleiderschrank stehst und etwas zum Anziehen aussuchen musst. Indem du dir feste Gewohnheiten suchst – zum Beispiel eine Runde Yoga oder Joggen am Morgen – muss dein Gehirn sich darüber keine Gedanken mehr machen, denn deine Gewohnheiten machst du nach einer gewissen Zeit ganz von alleine. Sie schenken dir Struktur und damit mehr innere Ruhe.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung hilft dir, langfristig gelassener zu werden. Sport hilft nicht nur beim Stressabbau, sondern auch bei der Steigerung des Selbstbewusstseins und der Verbesserung deiner körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Wichtig ist, dass dir der Sport Spaß macht und kein zusätzlicher Druck entsteht. Suche dir also eine Bewegungsmöglichkeit, auf die du dich freust!
  • Gesunder Schlaf: Im Schlaf regeneriert sich dein Körper und kann abschalten. Hast du eine schlechte Nacht hinter dir, wachst du wie gerädert auf und hängst den ganzen Tag in den Seilen. Auf Dauer wird das zu einem Stressfaktor, der sich auf deine körperliche und mentale Gesundheit auswirkt. Achte daher darauf, dass du eine regelmäßige Schlafroutine findest und ausreichend schläfst. Du wirst merken: Je ruhiger du dich fühlst, desto besser wird auch dein Schlaf und umgekehrt.
  • Regelmäßige Pausen: Einfach mal die Stopptaste drücken. Wie oft hetzen wir im Alltag von A nach B, besorgen hier schnell noch etwas oder treffen uns dort noch auf einen Kaffee? Doch wo bleibt Zeit für dich? Nur für dich? Nimm dir Zeit in der Natur, für ein gutes Buch oder ein warmes Bad. Zeit, in der du abschalten und einfach mal entspannen kannst. Desto öfter du solche kleinen Pausen in deinen Alltag einbaust, desto einfacher wird es dir fallen, in diesen Momenten auch wirklich zur Ruhe zu kommen.
  • Yoga: Last but not least darf natürlich Yoga auf dieser Liste nicht fehlen. Die körperliche Yogapraxis, ebenso wie Atemtechniken und Meditation, helfen dir dabei, Körper, Geist und Seele zur Ruhe kommen zu lassen. Ich empfehle dir für dein Ziel, innere Ruhe zu finden, auf schweißtreibende Vinyasa Flows zu verzichten und stattdessen, eine ruhige Hatha Yoga oder noch besser eine Yin Yoga Stunde zu machen. Ich weiß, gerade am Anfang können diese sehr ruhigen Yoga Stile eine Herausforderung sein. Doch: Ich verspreche dir, sie zeigen ihre Wirkung und du wirst sie lieben lernen.

 

Damit du genau das direkt ausprobieren kannst, habe ich für dich ein 40-minütiges Yin Yoga Video zum Thema “Liebevolle Güte” aus meiner Yoga Videothek ausgesucht. Viel Freude auf der Yogamatte!

5 Quick-Tipps: Innere Ruhe im Stress des Alltags behalten

  1. Einen geregelten Tagesablauf mit Routinen finden
  2. Von Dingen lösen, die dich immer wieder stressen
  3. Prioritäten setzen und dein Zeitmanagement verbessern
  4. Unterstützung holen, wenn du alleine nicht weiterkommst
  5. Positives Denken und Dankbarkeit kultivieren

In 3 Schritten innere Ruhe finden – so klappt’s

Abschließend habe ich eine kleine Übung für dich, die dir dabei hilft, in akuten Situationen innere Ruhe zu finden:

  1. Wahrnehmen: Schließe deine Augen und Atme einige Male tief ein und aus. Nimm wahr, wie du dich gerade fühlst. Was spürst du in deinem Körper? Kannst du hier die Unruhe wahrnehmen? Wenn ja, wo und wie genau fühlt es sich dort an?
  2. Raum geben: Atme weiter tief in deinen Bauch ein und aus. Gib dem Gefühl in dir Raum und lass es da sein. Wehre dich nicht dagegen – auch wenn es unangenehm ist.
  3. Annehmen: Mit der Zeit wirst du merken, dass das Gefühl etwas weniger wird. Bleibe so lange mit deinem Atem verbunden, bis du das Gefühl hast, du kannst die Unruhe annehmen und da sein lassen. Dann wird sie auch langsam wieder gehen können.

 

10 Journaling Fragen für mehr innere Ruhe

  1. Was lässt mich gerade unruhig fühlen?
  2. Wo spüre ich diese Unruhe in meinem Körper? Wie genau fühlt es sich dort an?
  3. Was wäre, wenn diese Unruhe einfach da sein darf?
  4. Wie verändert sich die Unruhe mit der Zeit?
  5. Was möchte ich morgen nicht tun und warum?
  6. Wo / zu wem darf ich Nein sagen? Was verändert sich dadurch?
  7. In welchem Moment habe ich mich innerlich ruhig gefühlt?
  8. Was war in diesem Moment anders?
  9. Wo spüre ich diese innere Ruhe in meinem Körper und wie genau fühlt sie sich an?
  10. Welchen kleinen Schritt kann ich heute gehen, um diese innere Ruhe wieder mehr zu spüren?

 

Ich hoffe, du konntest einige Inspirationen aus diesem Artikel mitnehmen, wie du mehr innere Ruhe in deinem Alltag finden und auch in stressigen Phasen behalten kannst. Für Fragen und Anregungen freue ich mich über deinen Kommentar!